Dank gut strukturierter Schautafeln können sich auch Laien die ursprünglichen Bauten vorstellen <br> (Foto: Elke Scheid)

Bei den Bauarbeiten in der Oberstraße auf dem Gelände des ehemaligen Lokals Kaienburg wurden die Reste eines großen römischen Gebäudes gefunden. Nun, nach Ende der archäologischen Grabungen, bot der Ausgrabungsleiter, Dr. Lars Blöck, Generaldirektion Kulturelles Erbe im Rheinischen Landesmuseum Trier, einem kleinen Kreis interessierter Bürgerinnen und Bürger eine Führung über das Ausgrabungsgelände an.

Mit 20 Metern Länge handelte es sich um ein großes Gebäude, das im 1. oder 2. Jahrhundert nach Christus erbaut wurde und im 3. Jahrhundert n.Chr. abbrannte. Ein sehr gut erhaltener Keller aus perfekt geschlagenen kleinen Sandsteinen errichtet, zeugt von einem hohen Standard. Gefunden wurden auch Bruchstücke von Marmor aus Italien und Belgien, Reste von Geschirr aus Terra sigillata (bestimmte Kategorie römischen Tafelgeschirrs), Steinchen aus wertvollen Mosaiken, eine bronzene Fibel (Mantelverschluss), Glasschmuck, Reste eines großen Holzfasses und viele Austernschalen. Man muss recht luxuriös in Wittlich vor knapp 2000 Jahren gelebt haben.

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Dr. Blöck erläuterte, dass man vor den Ausgrabungen eigentlich nur mit Relikten aus dem Mittelalter gerechnet habe, und die Archäologen sehr erstaunt über die römischen Funde waren. Bislang ging man davon aus, im Innenstadtbereich Wittlichs habe dort, wo sich heute die Kordeln befinden, ein Lager römischer Soldaten gelegen, wovon die Funde von Relikten von Handmühlen und ähnlichen Utensilien zeugen. Bekannt war seit 1819 die große römische Villa an der Lieser, die 1904 und 1905 erstmalig planmäßig untersucht wurde.

Die vielen Fundstücke, die in der Oberstraße gesichert wurden, müssen nun im Rheinischen Landesmuseum untersucht, analysiert und interpretiert werden. Erst dann können genaue Aussagen zur neuen römischen Villa Wittlichs getroffen werden.

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Sicher kann bereits heute davon ausgehen, dass auch unter den Nachbargebäuden in der Ober- und Neustraße römische Relikte zu finden sein werden. Bewohnt wurde die Villa Rustica wahrscheinlich von einer wohlhabenden Persönlichkeit der römischen Trierer Oberschicht, die es sich leisten konnte, in Wittlich einen komfortablen Zweitwohnsitz für vielleicht im engen Trierer Tal zu stickige Sommertage sich errichten zu lassen. Die Relikte des großen Holzfasses mögen vielleicht bereits den „vinum ad Lesuram“ (Wein an der Lieser), von dem der gelehrte Reisende Ausonius in seiner „Mosella“ aus dem Jahr 371 berichtete, enthalten haben. Es kann sich allerdings auch profan um Garum, ein klassisches römisches Würzmittel auf Fischbasis, gehandelt haben … die labortechnischen Untersuchungen werden das Rätsel bald lösen. Aber die Vorstellung, eine vornehme römische Abendgesellschaft genoss vor bald 2.000 Jahren Austern zu Wittlicher Wein mit Blick auf die Lieser und den Portnersberg, ist doch recht attraktiv. Die Geschichte der Stadt Wittlich wird auf jeden Fall zu ergänzen sein.


 

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