Erinnern Sie sich noch an die Rückseite der alten 50 Pfennig Münze? Die älteren unter uns sicherlich, viele Male haben wir Sie in der Hand gehalten.
Aber warum ist auf der Münze eine Frau abgebildet, die einen Baum pflanzt? Man wollte mit dieser Prägung die Kulturfrauen ehren, die nach dem Krieg eine herausragende Leistung bei der Aufforstung unserer Wälder, auch und insbesondere in Rheinland-Pfalz erbracht haben.
Die Situation nach dem Ende des Krieges in den Wäldern in Deutschland war schlicht katastrophal. In Rheinland–Pfalz waren 37 000 Hektar Wald durch Übernutzung oder Kriegsschäden zerstört. Die Reperationshiebe forderten einen weiteren Holzeinschlag von 3,4 Millionen Festmeter Holz. Es gab eine gesetzliche Verpflichtung jährlich 1 Million Festmeter Energieholz zu liefern.
Viele Städte in Deutschland waren zerstört bzw. sehr stark vom Krieg betroffen. Mehr als 2 Millionen Flüchtlinge mussten mit dem lebensnotwendigsten versorgt werden. Die Aufgabe für die Menschen, die sich um Wald kümmerten war gewaltig. Es galt den Rohstoff zu liefern, der die Bedürfnisse der Menschen in Deutschland nach Wohnung und Wärme befriedigt. An einen Import von Holz war nicht zu denken. Pflanzmaterial, Pflanzgut und Arbeitskräfte waren Mangelware.
Es waren die Kulturfrauen „Trümmerfrauen des Waldes“ die sich mit einfachsten Mitteln, dieser Aufgaben stellten. Als Pflanzmaterial standen ausschließlich Nadelbaumarten Fichte und Kiefer zur Verfügung. Eine historische Leistung der Wiederbewaldung!
So! entstanden die nach heutigen Erkenntnissen naturfernen Kiefern und Fichtenwälder, die aktuell von besonders schweren Waldschäden betroffen sind. Es war nicht! das der Forstwirtschaft oft unterstellte kapitalistische Gewinnstreben.
Für nahezu alle forstwirtschaftlichen Entscheidungen ist es charakteristisch, dass sie Auswirkungen für viele Jahrzehnte in der Zukunft haben.
So verhält es sich auch mit der Grundsatzentscheidung, wie wir im Rahmen des Klimawandels zukünftig unsere Wälder gestalten. Seit vielen Jahrzehnten sind Förster dabei unsere Wälder klimastabil zu machen. Dabei sind viele Bedürfnisse der Menschen an den Wald zu berücksichtigen. Diejenigen, die für den Wald Verantwortung tragen, dürfen sich nicht von populistischem Geschrei oder trivial Literatur leiten lassen. Es sind wissenschaftliche Erkenntnisse und Jahrzehnte lange Erfahrungen die maßgeblich sind.
Auch zukünftige Generationen werden den Rohstoff Holz brauchen.
Die Bundesregierung beabsichtigt jährlich 400 000 Wohnungen neu zu bauen. Hier wird dringend Holz benötigt, um dieses Ziel zu erreichen. Übrigens stellt das hier zum Bau von Wohnungen verwendete Holz einen hervorragenden langfristigen CO² Speicher dar.
In Anbetracht der bereits erwähnten Langfristigkeit der Entscheidungen, muss man sehr vorsichtig sein, wie wir künftig Wald nutzen und auf wen wir hören, wenn wir diese Entscheidungen treffen.
Ein Import von Holz aus borealen Urwäldern oder tropischen Regenwäldern ist sicher keine Lösung.
Ebenso wenig der Verzicht auf die Nutzung des Holzes, das die vorhergehenden Generationen uns überlassen haben. Es ist ein Ausdruck höchster Dekadenz Wald in großen Flächen zusammenbrechen zu lassen.
Die Erkenntnis das Nadel Monokulturen keine Lösungen für die Zukunft des Waldes darstellen, ist seit vielen Jahrzehnten bekannt. Der Umbau in naturnahe Wälder mit heimischen Baumarten wird seit vielen Jahren sehr erfolgreich und professionell umgesetzt.
Ein einseitig, populistisch ausgerufener Verzicht auf den ökologisch hochwertigen Rohstoff Holz, ist ein in vielerlei Hinsicht fatale Fehlentscheidung, deren Konsequenzen unser Kinder und Enkelkinder tragen müssen.
Es braucht einen „langen Atem“, um der nächsten Generation einen Wald zu hinterlassen, der sowohl in ökologischer als auch hinsichtlich des wertvollen Rohstoffs Holz die Bedürfnisse erfüllt.
Mario Sprünker
Revierleiter Stadtwald Wittlich