Baubeginn einer der größten Batteriespeicher Europas in 2024 geplant. Ziel: Erneuerbaren Strom speichern, um die öffentliche Stromversorgung klimafreundlicher und billiger zu machen.
In der Kreisstadt Wittlich in unmittelbarer Nähe des Umspannwerks Wengerohr wird derzeit eines der größten Batteriespeicherwerke Europas geplant. Die Standortauswahl erfolgte nach gründlicher Untersuchung verschiedener Netzknoten im Übertragungsnetz des Netzbetreibers Amprion. Zusammen mit Finanzierungspartnern wird das deutsch-norwegische Unternehmen ECO STOR rund 250 Millionen Euro in die Realisierung des Speicherwerks investieren. Der Baustart soll Ende 2024 erfolgen.
Der Ortsbeirat Wengerohr hat am 28. September in einem vorberatenden Beschluss dem Bauprojekt zugestimmt. Am 4. Oktober fand von 15 bis 18 Uhr eine Informationsveranstaltung im Jugend- und Bürgerhaus statt, bei der Bürgermeister Joachim Rodenkirch und die Vertreter von ECO STOR das Projekt erläutert und erklärt haben und wo Gelegenheit bestand, sich an einzelnen Stationen intensiv mit dem Vorhaben zu beschäftigen.
Der Bau- und Verkehrsausschuss der Stadt Wittlich hat sich am Abend mit der Thematik beschäftigt und einstimmig seine Zustimmung erteilt.
Am Donnerstag, 12. Oktober 2023 wird dem Stadtrat der Grundsatzbeschluss zur Errichtung eines Batteriespeicherwerk zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt.
Die technischen Eckdaten
Auf einem ca. 6 Hektar großen Grundstück in unmittelbarer Nähe des Umspannwerks sollen 6 Blöcke vom Typ „ECO STOR ES-50C“ mit jeweils 50 Megawatt Leistung und 100 Megawattstunden Speicherkapazität entstehen. Jeder Block besteht aus
- einem 110kV Umspannwerk,
- 16 Containerstationen für die Wechselrichter und Transformatoren und
- 32 Containerstationen mit modernsten Lithium-Ionen-Batterien.
Das gesamte Speicherwerk wird insgesamt über 300 Megawatt Leistung und 600 Megawattstunden Speicherkapazität verfügen.
Der Speicher soll zweimal täglich Produktionsüberschüsse an Wind- und PV-Strom über das benachbarte Umspannwerk aufladen und diesen erneuerbaren Strom in den morgendlichen und abendlichen Spitzen der Stromnachfrage in das öffentliche Stromnetz zurückspeisen. Damit können rechnerisch rund eine halbe Million Mehrpersonen-Haushalte für jeweils zwei Stunden morgens und abends mit erneuerbarem Strom versorgt werden.
Erneuerbaren Strom zwischenspeichern bedeutet die Energieversorgung sicherer, sauberer und günstiger, und damit zukunftsfähig auszurichten
Der innovative Speicher wird in Echtzeit an die Marktplätze gekoppelt, an denen der Strom aus Wind- und PV-Anlagen angeboten wird. Der Geschäftsführer des Unternehmens, Georg Gallmetzer, kommentiert: „Die Strompreise werden zunehmend wetterfühlig. Bei zunehmender Produktion von Wind- und Solarstrom braucht es mehr und größere Speicher und deren ausgleichende Wirkung. Sie sorgen so für mehr Stabilität im Netz, bezahlbare Preise und einen sauberen Mix aus Erneuerbarer Energie“.
Bürgermeister Joachim Rodenkirch betont, dass in Wittlich nicht nur über Klimaschutz gesprochen, sondern auch entsprechend gehandelt wird. „Der Klimawandel geht uns alle an. Der Stadtrat hat bereits ein umfassendes Klimaschutzkonzept verabschiedet um Wittlich für die Zukunft aufzustellen. Das Batteriespeicherwerk ist ein wesentlicher Baustein im Gesamtkonzept der erneuerbaren Energien“.
Die Aufladung des Batteriespeichers geschieht in Zeiten günstiger Strompreise im Großhandel. Das ist insbesondere der Fall, wenn viel Sonne scheint oder Wind weht und die vielen PV- und Windkraftwerke bei voller Last produzieren. Insofern ist der aufgeladene Strom im Wesentlichen aus erneuerbarer Produktion. Umgekehrt entlädt sich der Speicher in Zeiten hoher Strompreise – also zu Zeiten mit wenig erneuerbarem Strom im Netz. Damit kann der erneuerbare Anteil am Strommix gesteigert und gleichzeitig die Versorgungssicherheit gewährleistet werden. „Stromnetze können Energie über weite Entfernungen aber nicht über die Zeit transportieren. Dafür braucht es Speicher, die erneuerbaren Strom zwischenspeichern und in Zeiten von Dunkelheit oder Windflaute ins öffentliche Netz zurückspeisen. So könne man den Einsatz fossiler Kraftwerke weiter reduzieren, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden“ ergänzt Georg Gallmetzer.
Auch Standortgemeinden sollen profitieren
ECO STOR fordert von der Politik Änderungen bei der Gewerbesteuer-Gesetzgebung. Batteriespeicherwerke sind aktuell nicht wie Wind- oder PV-Kraftwerke von einer Regelung betroffen, die eine Zuteilung von 90% der anfallenden Gewerbesteuer zugunsten der Kommunen vor Ort regelt. „Das muss sich ändern“ fordert Gallmetzer. In Zusammenarbeit mit Verbänden und involvierten Standort-Kommunen plädiert ECO STOR für die Anpassung des Gewerbesteuerrechts im Zuge des Jahressteuergesetzes 2023. Dies fördert den Strukturwandel ländlicher Regionen und trägt zur Akzeptanz großer Infrastruktur-Maßnahmen in der Bevölkerung bei.