Ausstellungseröffnung in der Synagoge in Wittlich
„Im Jahr 1309 schrieb der Pfarrer Richard aus Großlittgen in seinem Testament, er schulde dem Juden Moses aus Wittlich sechs Trierer Soldi“ erklärte Bürgermeister Joachim Rodenkirch nach der Begrüßung zahlreicher, teilweise weit angereister Ehrengäste und schilderte die lange Geschichte des Judentums in Wittlich.
Die erste Gemeinde wurde bereits 40 Jahre später im Zuge eines Pestpogroms völlig ausgelöscht; niemand überlebte das Morden. Mitte des 17. Jahrhunderts ist wieder eine jüdische Population in der Stadt nachgewiesen, die ältesten Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof stammen aus dieser Zeit. Die Gemeinde prosperiert, Mitte des 19. Jahrhunderts wird die jüdische Elementarschule gegründet, 1910 dann die außergewöhnlich schöne Synagoge gebaut. „Ein Ort“, so Bürgermeister Rodenkirch, „der einen immer wieder in Ehrfurcht versinken lässt“.
Das Institut für geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. hatte die Wanderausstellung „1700 Jahre jüdisches Leben – Tradition und Identität der Juden in Rheinland-Pfalz“ 2021 auf die Reise geschickt. 1700 Jahre nach dem Dekret Kaiser Konstantins aus dem Jahr 321, in dem Juden erlaubt wurde, auf dem Gebiet des römischen Reiches in den Stadtrat berufen werden zu können.
Anke Sprenger erläuterte für das Institut die Ausstellung und wies daraufhin, dass mit großer Sicherheit bereits in der Spätantike Juden in Trier, wo Kaiser Konstantin residierte, gelebt hätten, wozu archäologische Beweise vorliegen. Die 17 Wandtafeln der Ausstellung zeigen nicht nur die Geschichte der Juden in Rheinland-Pfalz, sondern auch ihre Kultur, ihre Berufstätigkeit, bedeutende Persönlichkeiten und die Gegenwart. Es existiert wieder jüdisches Leben in Rheinland-Pfalz, aber das so reiche Landjudentum ist seit dem Genozid des Nationalsozialismus verloren.
Musikalisch ausgesprochen treffend gestaltet wurde die Vernissage von Dr. Anne Kaftan (Saxophon/Klarinette) und Georges Urwald (Klavier).
Die Ausstellung ist noch bis zum 27. März 2022 in der Synagoge in Wittlich zu besichtigen.
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags: 14 bis 17 Uhr und mittwochs: 9.30 bis 12.00 Uhr
Himmeroderstraße 44, 54516 Wittlich, 06571/4433 oder info@kulturamt.wittlich.de
Führung durch die Ausstellung und Vortrag „1700 Jahre jüdisches Leben in Moselregion“ mit René Richtscheid, Emil-Frank-Institut, am Donnerstag, 17.3.2022, 18.30 Uhr, Synagoge