Als ein Kreis unermüdlicher Helfer am Montag nach dem Abbau der Stände bei einem letzten Kaltgetränk zusammen saß und im Dorf schon (fast) nichts mehr vom Festwochenende zu sehen war, waren sich alle einig: es waren drei intensive Tage Mitte Juli in Lüxem, viel Arbeit und wenig Schlaf, doch jede Stunde Arbeit und jede Stunde fehlender Schlaf haben sich gelohnt. Das Feedback der zahlreichen Gäste hat dies untermauert. Die 1000-Jahr-Feier in „Wittlichs schönster Tochter“ kann als rundum gelungen bezeichnet werden, das Orga-Team ist mehr als zufrieden.
Schon am Freitag war der Festplatz in der Dorfmitte voll und es herrschte eine ausgelassene Stimmung wie schon lange nicht mehr in Lüxem. Ein Hauch Nostalgie lag in der Luft, hatte doch „Mexül“ (den 40- bis 50-jährigen noch bestens bekannt von den legendären Viez-Partys am Lüxemer Steinbruch in den 90ern) den Abend organisiert und die Schlager-Evergreens der „Gerd Blume Show“ heizten das Publikum ein. Lüxem sang, Lüxem tanzte, Lüxem feierte sich zum 1000. Wiegenfest.
Im Jahr 1023 wurde Lüxem als „Lukesinga“ erstmals urkundlich erwähnt – am Samstagabend erlebte der ebenfalls wieder prall gefüllte Festplatz die Uraufführung der Hymne „Lukesinga“, dargeboten vom Musikverein Lüxem unter der Leitung von Stefan Barth. Komponist Martin S. Schmitt saß im Publikum und war hoch zufrieden mit der Umsetzung seines Werks durch den MV Lüxem. Lukesinga dürfte künftig zum festen Repertoire bei den Konzerten der Lüxemer Musikerinnen und Musiker zählen.
Musik war ohnehin Trumpf am Festwochenende – bei zahlreichen kleineren und größeren Konzerten von einer Prise Philharmonie in der Mühlenbäckerei bis hin zum Kajüte Revival zum Festausklang mit Les Copains. Am Samstag präsentierten sich Unternehmen, Vereine und Gruppierungen im ganzen Dorf – von der traditionellen Bergkegelbahn über historischen Tabakanbau und historische Traktoren bis hin zu einer der wenigen noch existierenden Gemeinschaftsgefrieranlagen konnten die Festgäste zahlreiche Facetten des Ortes erkunden. Die Schreinerei Hayer feierte zugleich den 120. Geburtstag und lud zu einem Einblick in Geschichte und Gegenwart des Unternehmens ein. Am Samstag und Sonntag flanierten zudem zahlreiche Menschen über den Handwerkermarkt entlang der Straße Am Sterenbach. Mitmachprogramme für Kinder und Jugendliche rundeten das Programm ab. Im Mittelpunkt stand aber auch das Wiedersehen mit vielen „ehemaligen“ Lüxemerinnen und Lüxemern, die zum großen Fest zurückgekehrt waren.
Zum Festakt am Sonntag beehrte die Schirmherrin der Veranstaltung, Frau Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Lüxem mit ihrem persönlichen Besuch. Die Ministerpräsidentin nahm sich Zeit für Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern und zeigte sich sehr interessiert an den Menschen und ihren Geschichten. Sie gratulierte Lüxem zum 1000-jährigen Jubiläum: „Lüxem ist ein lebendiger und blühender Stadtteil, der zu Recht stolz auf seine Geschichte und seine Traditionen ist. Er ist so einzigartig und individuell wie die Menschen, die den Ort über Jahrzehnte hinweg mitgeprägt haben. Wir als Landesregierung unterstützen unsere Kommunen dabei, ihre Identität zu leben und unsere Gemeinden als Orte des sozialen Zusammenhalts und Orte der Lebensqualität stetig weiterzuentwickeln.“
Den Glückwünschen der Ministerpräsidentin schlossen sich Landrat Gregor Eibes und Bürgermeister Joachim Rodenkirch an. Der Landrat bedankte sich bei allen Aktivposten „für ihr wertvolles ehrenamtliches Engagement, mit dem sie die 1000-Jahr-Feier zu einem besonderen Meilenstein in der weiteren Historie ihres Heimatdorfes werden lassen. Lüxems herausragender Gemeinschaftssinn ist ein Pfund, auf das „Wittlichs schönste Tochter“ bauen kann.“ Bürgermeister Rodenkirch gratulierte und mahnte zugleich: „Insofern gilt es anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums die Wurzeln nicht zu vergessen, Traditionen zu wahren, aber gleichzeitig den Blick nach vorne zu richten.“ In der Tat wird es jetzt die Aufgabe des Ortsbeirats und der Vereine sein, die durch das Fest erzeugte Aufbruchstimmung in Lüxem und das Zusammenrücken der Bevölkerung nachhaltig zu nutzen. Im Namen der Stadt Wittich schenkte Bürgermeister Joachim Rodenkirch dem Stadtteil Lüxem das Ehrenschild der Stadt Wittlich.
Ortsvorsteher Sebastian Klein bedankte sich bei allen Ehrengästen mit einem Exemplar der 320 Seiten starken Chronik „1000 Jahre Lüxem“. Dieses Werk imponiert mit Fakten, Hintergrundgeschichten und zahlreichen Fotos aus Vergangenheit und Gegenwart; eine kurzweilige Reise in die lange Geschichte des Ortes. Alle Interessierten können diese Chronik weiterhin entweder bei den Mitgliedern des Ortsbeirats und der „Interessengemeinschaft 1000 Jahre Lüxem“ sowie in der Altstadt Buchhandlung Wittlich erwerben.
Höhepunkt des Wochenendes war der Große Festumzug, an dem sich ca. 650 Aktive in 33 Gruppen beteiligten. Geschätzt 2.500 bis 3.000 Menschen säumten die Straßen und sahen unter anderem Lüxemer Familien, die ihre Ahnen aufleben ließen, Lüxemer Vereine und tolle Festwagen mit örtlichem Bezug. Jung und Alt waren vertreten, von den Kindern der Lüxemer Kita über Jugendgruppen bis hin zu einem Oldtimer mit drei über 90-jährigen, die die „Triumphfahrt“ durch „ihr Lüxem“ sichtlich genossen. Aber auch Gäste aus der näheren und weiteren Region waren vertreten, wie beispielsweise die Schlepperfreunde des ewig rivalisierenden Nachbardorfes Flußbach. Besonders zu erwähnen sind die bekannte Mainzer Ranzengarde und die „Meenzer Schwellköpp“, deren Träger angesichts 25kg „Kopfgewicht“ bei sommerlichen Temperaturen viel Respekt zuteilwurde. Moderiert wurde der Festumzug vom ebenfalls aus dem Mainzer Karneval bekannten Dr. Florian Sitte sowie Dr. René Pschierer und Dr. Herbert Hoffmann.
Den Festumzug treffend zusammengefasst hatte ein Mitglied der Mainzer Ranzengarde: „Von der Organisation und von der Stimmung her hatte das schon fast etwas von Mainz.“ Was heißt fast…? Ranzengarde, Schwellköpp, Florian Sitte und Ministerpräsidentin: für einen Tag wurde die Landeshauptstadt nach Lüxem verlegt.
Die Mitglieder der „Interessengemeinschaft 1000 Jahre Lüxem“ bedanken sich bei allen Teilnehmenden, allen Gästen und insbesondere den zahlreichen Helferinnen und Helfern für ihren Beitrag zum Gelingen dieses Festwochenendes. Die Kehrseite eines solchen Festes sind zweifelsohne Dauerbeschallung und Durchfahrtsbeschränkungen für Anwohner, vor allem auch für jene in der Nähe des Festplatzes. Am Sonntag war zudem gefühlt das ganze Dorf gesperrt. Diese Zumutungen waren von den Betroffenen fast ausnahmslos von großem Verständnis getragen – auch dafür bedanken sich die Organisatoren ganz herzlich.
1000 Jahre Lüxem – sicherlich ein unvergessliches Highlight für viele die sich mit diesem Ort verbunden fühlen.